Prokrastination

05.09.2017

7 Tipps gegen das Auf­schie­ben

Manche Menschen schieben Aufgaben stets auf die lange Bank – bei einigen ist das Verhalten gar krankhaft. Doch der innere Schweinehund lässt sich überwinden.

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Ausflüchte gibt es viele. Am besten aber packt man Aufgaben sofort an. Notizzettel können dabei helfen, die Motivation zu stärken.

Die Steuererklärung steht noch aus, das Hotel für den Urlaub ist noch nicht gebucht und für die schon lange vorgenommene Jogging-Runde gibt es  mal wieder eine gute Ausrede. Solche oder ähnliche Situationen kennt wohl jeder. Statt eine dringende Aufgabe anzupacken oder ein lang geplantes Vorhaben anzugehen, drücken sich viele von uns davor, trösten sich mit Ausreden und lenken sich mit anderen, meist unwichtigen Dingen ab.

Prokrastination nennen Wissenschaftler die Angewohnheit, wichtige Aufgaben auf die lange Bank zu schieben. Mal keine Lust zu haben und alle Fünfe gerade sein zu lassen, ist sicherlich kein Problem. Bedenklich wird es aber, wenn das Verhalten krankhafte Züge annimmt. Einigen Menschen fällt es permanent schwer, sich aufzuraffen, sie erleiden dadurch sogar berufliche, gesundheitliche oder finanzielle Nachteile. Doch gegen das Phlegma lässt sich etwas tun: Prokrastinationsexperte Daniel Hoch gibt Tipps, wie sich das chronische Auf-morgen-Verschieben überwinden lässt.

1. Beginnen Sie sofort!

Laut 72-Stunden-Regel sinkt die Chance, eine geplante Aufgabe zu erledigen, gegen Null, wenn nicht binnen drei Tagen der erste Schritt gemacht wird. „Fangen Sie deshalb schon heute an, auch wenn es nur darum geht, sich einen Erinnerungszettel zu schreiben“, rät Hoch. „Morgen lauert wieder ein neuer Tag und damit ein neues Aufschiebe-Risiko.“ Also „könnte“, „müsste“ und „sollte“ aus dem Wortschatz verbannen!

2. Planen Sie so konkret wie möglich!

Ohne guten Plan läuft gar nichts. Dieser sollte jedoch nicht nur im Kopf existieren, sondern jederzeit greif- und sichtbar sein. Daher: To-do-Listen oder Mindmaps anlegen! Entweder schlicht auf einem Blatt Papier oder in einer Organizer-App. „Machen Sie sich vorher klar, wohin Sie wollen, wie Sie dorthin kommen und was Sie bereit sind, dafür zu tun“, sagt der Experte. Hilfreich ist, detailverliebt und so konkret wie möglich zu planen. Was wird alles gebraucht (Unterlagen, Informationen, Termine)? Was muss am nächsten Tag erledigt werden? Was diese Woche? Und was soll am Monatsende abgehakt sein?

3. Gliedern Sie Aufgaben in Teilaufgaben – inklusive klarer Deadlines!

Wichtig beim Planen: Nicht alles kann und muss sofort komplett erledigt werden. Erfolgversprechender und realistischer ist es, komplexe Aufgaben in kleine, überschaubare Blöcke aufzuteilen. Zum Beispiel: Informationen einholen – auswerten – entscheiden – erledigen. „Zwischen-Steps helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben, sich zu motivieren und sich und anderen zu signalisieren: ‚Ich habe es absolut im Griff‘“, so Hoch. Unverzichtbar: Jeder Teilaufgabe wird eine (feste!) Frist zugewiesen.

4. Setzen Sie Prioritäten!

Priorisieren ist ein zentrales Werkzeug, um Aufgaben sinnvoll anzugehen, weiß der Experte: „Dabei gibt es jedoch keine a-, b-, c- oder d-Prioritäten, sondern es gibt nur a oder b. Tun oder Nichttun, wichtig und dringend.“ Dahinter steckt die sogenannte Eisenhower-Methode, durch die anstehende Aufgaben in verschiedene Kategorien einsortiert werden: Aufgaben, die im Notfall erst einmal unerledigt bleiben können (Küche streichen), die man delegieren kann (Wocheneinkauf > Ehepartner), für die man einen Termin braucht (Arztbesuch) und solche, die sofort erledigt werden müssen (Steuererklärung). „Wenn Sie die Prioritäten zugewiesen haben, fangen Sie an, Dinge umzusetzen. Und zwar die wichtigen und dringenden zuerst.“

5. Holen Sie sich Mitstreiter ins Boot!

Im Freundeskreis möchte auch jemand endlich Sport treiben oder ein paar Kilo abspecken? Prima, dann los: Gemeinsam anpacken und sich gegenseitig unterstützen! Auch kleine Wettstreite können motivieren. Wer hat zuerst die Steuerklärung erledigt? Wer hat sich zuerst um das Thema Altersvorsorge gekümmert? Aber Vorsicht, mahnt der Aufschiebertis-Experte, Mitstreiter sollte man nicht nach Sympathie, sondern nach dem „Nutzen“ auswählen: „Sie brauchen hier niemanden, der sagt ‚Naja, heute ist das Wetter schlecht …‘ oder ‚Lass uns das Ganze doch lieber verschieben‘. Suchen Sie sich lieber Menschen, die Ihnen so richtig in den Allerwertesten treten. Freunde sind hier manchmal nicht unbedingt geeignet.“

6. Erzählen Sie anderen von Ihren Zielen und Vorhaben!

„Machen Sie Ihre Ziele und Vorhaben unbedingt vor Freunden, Bekannten und Kollegen publik. Das sorgt natürlich für Druck, aber diesen Druck, den brauchen wir manchmal“, weiß Hoch. „Wenn ab und zu jemand nachfragt ‚Hey, wie schaut’s denn aus? Wie weit bist du denn?‘, zwingt uns das weiterzumachen.“ So werden Erwartungen geschürt und der Ehrgeiz geweckt. „Und es motiviert, wenn andere dann sagen ‚Hey, das finde ich toll! Ich helfe dir!‘“. Auf Nachfragen mit „Ach, das mach ich morgen“ zu antworten, offenbart hingegen das eigene Prokrastinieren. Peinlich …

7. Belohnen Sie ich!

„Der wohl wichtigste Tipp von allen“, findet Hoch. Denn was man geschafft hat, darauf darf man ruhig stolz sein. „Sie müssen sich das unbedingt auf die Fahne schreiben. Nicht indem Sie verkünden ‚Ich bin der oder die Größte‘, sondern indem Sie sagen ‚Hey, das habe ich toll gemacht und dafür gönne ich mir eine Auszeit, einen Film im Kino oder ein gutes Buch‘.“ Und ist etwas von der To-do-Liste gestrichen, lässt sich das auch richtig genießen.

Der Anschieber

Daniel Hoch arbeitet als Trainer, Unternehmensberater und Coach. Seine Spezialgebiete sind die Themen Körpersprache, Kommunikation und Prokrastination: Darüber hat er auch ein Buch geschrieben: „Aufschieberitis.  Die Volkskrankheit Nr.1“. Darin beschreibt der Experte, wie groß das Probem in Deutschland überhaupt ist, an welchen Symptomen man die Aufschieberitis  erkennen kann und welche Tricks und Kniffe es gibt, um seine Motivation zu stärken.