Soziale Kontakte

28.07.2017

7 Gründe, warum Freunde unser Leben ver­län­gern

Einsamkeit ist schlecht für das Gemüt und die Gesundheit. Deshalb sind Bekannte so wertvoll. Sie schützen uns vor dem Alleinsein und steigern das Wohlbefinden.

© Santiago Nunez / Getty Images/iStockphoto

Gute Freunde zählen neben der Familie zu den wichtigsten Stützen im Leben. 

Freunde begleiten uns durchs Leben. Manche seit Kindertagen, manche kommen erst später hinzu – durch Ausbildung, Beruf oder Hobby. Anders als Verwandte können wir sie uns aussuchen. Und auch wenn es nicht immer leicht ist, Freundschaften über Jahre hinweg zu erhalten, so lohnt es sich doch, sie zu pflegen.

Denn sie leisten Hilfe, bringen uns zum Lachen oder spenden Trost. Und sie verlängern das Leben. Forscher der Brigham Young University im US-Staat Utah konnten anhand der Auswertung mehrerer Studien nachweisen, dass Menschen mit einem festen Freundes- und Bekanntenkreis ein um 50 Prozent geringeres Sterberisiko haben als jene, die eher eigenbrödlerisch durchs Leben gehen – unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialem Status. Sieben Gründe, warum Freunde uns gut tun und die Zeit mit ihnen eine lohnende Investition ist.

1. Freunde bewahren vor Einsamkeit

Einsamkeit ist mehr als ein Gefühl, wie zahlreiche Studien zeigen. Einsamkeit ist richtig ungesund. Sie fördert Stress und hohen Blutdruck, verursacht Herz-Kreislauf-Probleme, Depressionen und wirkt sich negativ auf die Schlafqualität aus. Einsamkeit – beziehungsweise das Fehlen sozialer Bindungen – ist letztlich genauso schädlich wie 15 Zigaretten pro Tag, wie Alkoholismus oder Fettleibigkeit, betonen Forscher. Besonders für Singles und ältere Menschen sind Freunde daher ein immens wichtiger Anker im Leben. Stirbt beispielsweise der Ehepartner, ist der Hinterbliebene im Jahr danach stark gefährdet, ebenfalls dahinzuscheiden. Denn Psyche und Immunsystem empfinden dann hochgradigen Stress und werden anfälliger für Krankheiten. Freunde können helfen, diese Lücke zu füllen. Wie wichtig sie also vielleicht einmal werden – zum Beispiel als Mitbewohner in einer Alters-WG –, sollte man sich schon in jungen Jahren bewusst machen.

2. Freunde fördern einen aktiven Lebensstil

Die beste Freundin hat mit dem Rauchen aufgehört, der Kumpel geht zweimal die Woche joggen: Freunde sind nicht selten auch Vorbilder, die uns mitziehen, motivieren und anregen, Neues auszuprobieren. Als Gruppe oder einzeln üben sie eine gewisse Kontrolle aus, die im besten Fall einen gesunden Lebensstil begünstigt. So konnten Studien zeigen, dass ältere Menschen, die sozial zufrieden sind, rund 40 Prozent aktiver sind als jene, die sich allein fühlen. Zudem ernähren sich Einsame fetthaltiger. Ein paar Pfunde abspecken oder ein neues Hobby suchen – in Gesellschaft klappt das meist besser. „With a little help from my friends“ sangen schließlich schon die Beatles.

3. Freunde erden und regulieren das Stressempfinden

Mit Freunden kann man Freud und Leid teilen. Vor allem die Sorgen des Alltags – ob Ärger im Job oder Beziehungsprobleme – lassen sich prima mit Freunden besprechen. Dieses Dampfablassen ist extrem gesund, Ärger hingegen in sich hineinzufressen, mehr als schädlich. So zeigte eine Studie des Instituts für Klinische Physiologie im italienischen Pisa, dass aufgestaute negative Emotionen das Risiko für einen Herzinfarkt um das 2,3-Fache steigern. Besonders Menschen mit wenigen sozialen Kontakten neigen zu einem dauerhaft erhöhten Stresslevel. Wenn niemand da ist, mit dem man sich austauschen kann, der emotional stützt und Situationen objektiv einordnet, läuft man Gefahr, Belastungen als stärker und erfreuliche Momente als schwächer zu empfinden. Pessimismus, Angst, Hilflosigkeit – und wiederum Stress – sind die Folgen. Nicht gut für Herz und Kreislauf.

4. Freunden fördern Optimismus

Gute Freunde sind immens wichtig für den Selbstwert und das Selbstbewusstsein. Denn was sie uns geben, ist frei von verwandtschaftlicher „Verpflichtung“. Sie schenken uns positive Bestätigung, bauen uns auf, heben unsere Stärken hervor, akzeptieren unsere Schwächen, bringen uns selbstlos Sympathie, Vertrauen und Achtung entgegen. Dieses Wissen hat einen großen Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit, -freude und -einstellung. Sowieso sollte man sich an seinen zufriedenen und lebensbejahenden Freunden ein Beispiel nehmen. Denn Studien belegen: Optimisten leben nicht nur gesünder, sondern auch länger. Ein renommierter Oxford-Professor hat sogar eine Formel für den Zusammenhang zwischen Freundschaft und Lebensfreude gefunden: sich zweimal die Woche mit einer Gruppe von maximal fünf Freunde zu treffen führt zu einem hohen Glücks- und Selbstwertgefühl.

 5. Freunde halten geistig fit

Kino- und Kneipenabende, zuhören und reden, hitzig diskutieren und tiefgründig philosophieren: Freunde sowie gemeinsame Aktivitäten und Gespräche mit ihnen fördern unsere kognitive Gesundheit. So ergab eine Studie an der Oxford University, dass bei Menschen mit hoher Sozialkompetenz und einem stabilen Freundeskreis bestimmte Teile des Gehirns stärker vernetzt sind als bei jenen mit wenigen sozialen Kontakten. Daraus ergeben sich möglicherweise wertvolle geistige Reserven fürs Alter und ein Vorteil gegenüber einsamen Menschen. Denn das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, kann sich durch Kontaktarmut und soziale Isolation verdoppeln.

6. Freunde stärken das Immunsystem

In der Clique lebt sich’s gesünder: Laut einer Studie der Ohio State University haben Menschen mit vielen Freunden ein besseres Immunsystem als solche, die eher zurückgezogen leben. Denn wo viele soziale Kontakte sind, sind auch viele Keime, mit denen wir unsere Abwehrkräfte kontinuierlich trainieren. Die Forscher fanden zudem bei einsamen Menschen mehr Zytokine im Blut, also Proteine, die das Auftreten von Entzündungen, Infarkten, Diabetes und Arthritis fördern können. Auch während des Genesungsprozesses nach einer Erkrankung spielen Freunde eine große Rolle. Und das nicht nur psychologisch. Wer sich zufrieden und unterstützt fühlt, hat höhere Werte der Hormone Oxytocin oder Dopamin im Blut, was die Selbstheilungskräfte anschiebt. Sitzen liebe Menschen am Krankenbett, werden Stresshormone wie Cortisol zurückgehalten und dafür Endorphine ausgeschüttet, Substanzen also, die Schmerzen lindern.

7. Freunde bringen uns zum Lachen

Ein eigenes Fachgebiet, die Gelotologie, befasst sich mit der Wirkung des Lachens auf die körperliche und geistige Gesundheit. Es gibt Lach-Seminare, Lach-Therapien und Lach-Yoga. Aber im Grunde braucht es nur ein paar gute Freunde mit Humor und schon wirkt das Lachen ansteckend. Wenn wir uns richtig ausschütten, ist das wie eine Stippvisite im Fitnessstudio: Beim Lachen kommen über hundert Muskeln – vom Gesicht bis in den Bauch – in Schwung, werden die Zellen mit mehr Sauerstoff versorgt und Herz und Kreislauf angeregt. Adrenalin und das Glückshormon Serotonin vertreiben griesgrämige, pessimistische Gedanken. Humorvolle Menschen halten ihr Leben nicht nur für sehr glücklich, sie werden auch älter als Miesepeter.