Auswandernde Senioren

11.08.2017

Immer mehr Deut­sche ver­brin­gen ihren Lebens­abend im Aus­land

Eine Viertelmillion Rentner lebt fern der Heimat. Viele zieht es wegen der Lebensqualität oder der Kosten in andere Länder. Einige sind schon lange im Ausland.

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Unter deutschen Rentnern gibt es viele passionierte Gipfelstürmer: Beliebtester Auslandswohnsitz ist die Schweiz.

Wenn jetzt zur Ferienzeit wieder Millionen Deutsche ins Ausland reisen, werden sie dort möglicherweise ein paar ältere Landsleute treffen. Die sich zwar auch verhalten wie Urlauber, in der Sonne liegen, gut essen gehen oder baden. Für die diese Form des Zeitvertreibs aber nichts Ungewöhnliches ist, weil sie vor Ort leben. Und zwar  dauerhaft.

Immer mehr Deutsche verbringen ihren Lebensabend fernab der Heimat. Laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung bekamen 2015 rund 230.000 Personen ihre Rente ins Ausland überwiesen. Ein Rekord – und rund ein Drittel mehr als zehn Jahre zuvor. Mit einem Anteil von einem Prozent an den insgesamt rund 22,8 Millionen deutschen Rentner sind die ausländischen Residenten zwar eine sehr kleine Gruppe. Doch sie wächst stärker als die Zahl der Ruheständler insgesamt.

Im Alter das Leben noch mal auf den Kopf stellen

Dafür gibt es mehrere Gründe: Bei vielen Rentenempfängern handelt es sich um Auswanderer, die möglicherweise schon lange im Ausland leben und während ihrer Zeit in Deutschland nur geringe Rentenansprüche erworben haben. Daneben gibt es die klassischen Altersruhesitzwanderer. Jene, die mit Ende des Erwerbslebens ihr Leben noch einmal auf den Kopf stellen und ins Ausland ziehen – zumeist in Gegenden, die sie bereits aus dem Urlaub kennen. Und für manch einen ist der Umzug ins Ausland auch eine Möglichkeit, seine Rente aufzubessern. Weil Pflegeplätze und medizinische Betreuung anderswo weniger kosten als hierzulande.

In rund 200 Länder überweist die Rentenkasse mittlerweile Geld an Deutsche, knapp 1,4 Milliarden Euro waren es 2014. Beliebtester Altersruhesitz ist die Schweiz mit rund 25.800 Residenten. Knapp dahinter folgen die USA, Österreich und Spanien. In dieser Statistik freilich nicht erfasst sind die ehemaligen Gastarbeiter in Deutschland, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Alles in allem erhalten 2,6 Millionen Ausländer Geld von der Deutschen Rentenversicherung, etwa 1,5 Millionen von ihnen leben auch im Ausland. Insgesamt summieren sich die Geldtransfers der Rentenkasse ins Ausland auf etwa sechs Milliarden Euro.

Gesetzliche Rente wandert einfach mit ins Ausland

Wer seinen Lebensabend im Ausland verbringen will, kann das ohne weiteres tun. Die deutsche Rente wandert einfach mit und wird in aller Regel auch ins Ausland in voller Höhe überwiesen. Ausnahmen kann es lediglich für ehemalige Vertriebene oder Spätaussiedler  geben. Um ganz sicher zu gehen, sollten sich Senioren vor der Entscheidung bei ihrem Rentenversicherungsträger über die Höhe ihrer Rente erkundigen. Ohnehin sind Rentner verpflichtet, vor einem dauerhaften Umzug ins Ausland ihren Wohnortwechsel der Rentenversicherung zu melden –  und zwar rechtzeitig mindestens zwei Monate im Voraus.

Für die Auszahlung einer privaten Lebens- oder Rentenversicherung ist es ebenfalls egal, wo der Versicherte lebt. Der Anbieter überweist das Geld einfach ins Ausland. Auch der Bezug einer Riester-Rente ist in EU-Ländern problemlos möglich. Gleiches gilt für Staaten des europäischen Wirtschaftsraums wie Lichtenstein, Norwegen oder Island. Anders verhält es sich jedoch, wenn sich der Versicherte dauerhaft außerhalb dieser Länder niederlässt. Dann werden die während der Ansparzeit erhaltenen Zulagen und Steuervorteile rausgerechnet und einbehalten, was die Rendite schmälert. Dies betrifft beispielsweise auch beliebte Ausreiseländer wie die Türkei, Thailand und die Schweiz. Ruheständler mit einer Basisrente („Rürup-Rente“) müssen hingegen auf solche Feinheiten nicht achten. Sie behalten ihre Steuervorteile – ganz gleich in welchem Land sie im Alter leben.