Langzeitvergleich

03.10.2020

Lebens­zu­frie­den­heit seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung deut­lich gestie­gen

Die Deutschen bewerten ihre Lage heute überwiegend positiver als 1991. Vor allem im Osten hat sich die Stimmung stark verbessert, zeigt eine aktuelle Studie.

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Die Deutschen sind haben guten Grund, ein Herz zu formen. 

Die Deutschen sind mit ihrem Leben heute überwiegend zufriedener als vor knapp 30 Jahren. Vor allem die Menschen in den neuen Bundesländern bewerten ihre Situation erheblich besser, so dass sich Ost-West-Unterschiede weitgehend aufgelöst haben. Das zeigt ein Langzeitvergleich zur Zufriedenheit mit acht Lebensbereichen, der vom Leipziger Sozialforscher Elmar Brähler mit Unterstützung der Initiative „7 Jahre länger“ durchgeführt wurde.

Am stärksten zugenommen hat die Zufriedenheit der Ostdeutschen mit ihrem Einkommen. Waren zum Erhebungszeitpunkt 1991 nur 21,2 Prozent damit ziemlich oder sehr zufrieden, so ist es inzwischen rund die Hälfte (49,4 Prozent). Im Westen sank der Anteil dagegen leicht – von 60 auf 55,1 Prozent. Auch ihre berufliche Situation stufen die Menschen im Osten mittlerweile deutlich besser ein: Der Anteil der Zufriedenen kletterte von 36 auf 54,8 Prozent, im Westen nahm er seit 1991 von 61 auf 57,1 Prozent dagegen etwas ab.

Wirtschaftsaufschwung verbessert die Stimmung im Osten

Studienleiter Brähler führt die besseren Werte im Osten auf den Aufschwung nach 1990 zurück. „Direkt nach der Wiedervereinigung befand sich der Osten im Transformationsschock. Seitdem hat sich die berufliche und finanzielle Lage vieler Menschen dort verbessert“, sagt der emeritierte Professor für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig. Gerade auch die Ostrentner hätten einen hohen Lebensstandard, Folge ihrer im Vergleich zum Westen längeren Beschäftigungszeiten. Dass die Ostdeutschen insgesamt mit Beruf und Finanzen dennoch unzufriedener seien, erkläre sich mit dem immer noch bestehenden ökonomischen Gefälle: „Bei Lohnniveau und Wirtschaftskraft hinkt der Osten dem Westen weiter hinterher“, so Brähler.

Bundesweit gestiegen ist die Zufriedenheit hingegen in den Bereichen Freunde/Bekannte, Gesundheit und Freizeit/Hobbys, wobei auch hier die neuen zu den alten Bundesländern beinahe aufgeschlossen haben. Für Brähler haben noch bestehende Unterschiede viel mit dem fortgeschrittenen demografischen Wandel im Osten zu tun: „Die Zufriedenheit mit der gesundheitlichen Situation oder mit Freizeitaktivitäten wird im höheren Lebensalter allgemein niedriger bewertet als in jungen Jahren.“

In den Bereichen Familienleben und Partnerschaft hat die Zufriedenheit dagegen abgenommen. Ein Trend, der sich in Osten und Westen zeigt, wobei 1991 die Menschen in Ostdeutschland ihre Zufriedenheit damit noch deutlich höher einschätzten als im Westen. „Inwiefern dies mit einer zunehmenden Schnelllebigkeit und gestiegenem Anforderungsdruck in der Gesellschaft zusammenhängen könnte, gilt es wissenschaftlich zu untersuchen“, so Brähler.

Mit Finanzen und Wohnsituation sind die Ältesten am zufriedensten

Mit Blick auf die Altersgruppen fallen ebenfalls Unterschiede auf: Die finanzielle Lage stufen die über 60-Jährigen am besten ein: 59,8 Prozent sind damit aktuell ziemlich oder sehr zufrieden – ein Plus von 13 Prozentpunkten gegenüber 1991. In der Altersgruppe 14 bis 30 liegt der Anteil nur bei 45,6 Prozent. Auch die Wohnsituation beurteilen die über 60-Jährigen am besten – mit einem Anteil der ziemlich oder sehr Zufriedenen von 81,9 Prozent (1991: 71,9 Prozent). Umgekehrt nimmt die Zufriedenheit mit Freizeit/Hobbys, Freunden/Bekannten und vor allem der Gesundheit mit zunehmendem Alter spürbar ab.

Den kompletten Datensatz können Sie hier als Excel-Tabelle herunterladen:

Zufriedenheit der Deutschen (1991 vs. 2020) mit 8 Lebensbereichen im Vergleich, inklusive der Ergebnisse für verschiedene Altersgruppen