Private Altersvorsorge

12.05.2023

Wie die Lebens­dauer den Spar­be­darf beein­flusst

Mit der Lebensdauer wächst der Sparbedarf. Doch niemand weiß, wie lange seine Ersparnisse reichen müssen. Eine private Rentenversicherung löst das Problem.

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Wie viel muss ins Sparschwein rein, damit das Geld fürs Alter reicht? Vor dieser schwierigen Frage steht jeder Verbraucher.

Dass die gesetzliche Rente für einen finanziell abgesicherten Ruhestand nicht ausreicht, dürfte den meisten Menschen klar sein. Deshalb sparen ja auch viele und legen Geld fürs Alter beiseite. Nur: Wie viel muss es eigentlich sein? Die Antwort ist gar nicht so einfach.

Denn der Sparbedarf hängt von mehreren Faktoren ab, die vorab unbekannt sind. Dazu zählt beispielsweise das gesetzliche Rentenniveau zu Beginn des Ruhestands, aber auch die Höhe des Erwerbseinkommens oder der Zins, zu dem sich die Ersparnisse vermehren. Und nicht zuletzt hat die Lebensdauer einen erheblichen Einfluss auf den Vorsorgeaufwand. Denn es macht einen großen Unterschied, ob der Ruhestand 20 oder gar 30 Jahre dauert.

Eine erste Orientierung bietet die Statistik. Eine 1990 geborene Person hat beispielsweise noch 24 Jahre vor sich, wenn sie – wie Stand heute der Fall – mit 67 Jahren in Rente geht. Verdient sie zeitlebens den Durchschnittslohn, müsste sie laut Berechnungen des Analysehauses Prognos während ihres Berufslebens rund 110.000 Euro aktiv sparen, um im Alter auf ein Sicherungsniveau von 55 Prozent zu kommen, wie es bis zu den Renten-Reformen zur Jahrtausendwende galt. Das macht jährlich knapp 2.700 Euro. Der Berechnung liegt eine Rendite über die gesamte Spar- und Rentenphase hinweg von 2,6 Prozent pro Jahr zugrunde. 

Die 2.700 Euro haben allerdings eine begrenzte Aussagekraft: Denn der Betrag beschreibt ja nur den statistischen Mittelwert. Die Menschen können Pech haben und früher sterben. Oder eben das Glück besitzen und länger leben, wofür auch höhere Ersparnisse nötig wären. Im obigen Beispiel würde sich der Sparbedarf – bei sonst gleichen Bedingungen – auf insgesamt 113.000 Euro oder 2.800 Euro pro Jahr erhöhen, wenn der Ruhestand ein Jahr länger dauert. Und diejenigen, die 100 Jahre alt werden, müssten gar 3.300 Euro jährlich zurücklegen, um für die Dauer ihres Ruhestands finanziell abgesichert zu sein.

Und die Wahrscheinlichkeit eines langen Lebens ist gar nicht mal so klein. Von den Männern des Jahrgangs 1990, die das Rentenalter erreichen, werden knapp zehn Prozent 100 Jahre oder älter, von den Frauen sind es laut Kohortensterbetafel des Statistischen Bundesamtes gar gut 15 Prozent. Wie aber umgehen mit der Ungewissheit über die eigene Lebenserwartung? Planen für den Extremfall, für eine Lebenserwartung von 100 Jahren, und sich dafür während des Erwerbslebens stärker einschränken? Oder Mut zur Lücke beweisen mit dem Risiko, dass das Ersparte vorzeitig aufgebraucht ist und der Gürtel dann enger geschnallt werden muss?

Rentenversicherung macht Langlebigkeitsrisiko beherrschbar

Mit einer privaten Rentenversicherung lässt sich dieses Dilemma umschiffen. Sie zahlt unabhängig davon, wie alt der Kunde wird. Für einen Einzelnen ist das „Risiko“ eines langen Lebens zwar nicht beherrschbar, in einer Gruppe vieler Menschen allerdings schon. Ein Versicherer kalkuliert die monatliche Rente für das gesamte Kollektiv auf Basis der mittleren Lebenserwartung. Für die Menschen, die früher sterben, muss er weniger Renten zahlen und kann das dadurch freiwerdende Vermögen nutzen, um die Leistungen für die besonders Langlebigen zu finanzieren.

Mit der weiteren Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus dürfte die Verrentung des angesparten Vermögens an Bedeutung gewinnen. Denn dem Sparen kommt dadurch eine andere Bedeutung zu. „Private Altersvorsorge wird in Zukunft von vielen nicht mehr für die Finanzierung von Extras, sondern zur Sicherung des gewünschten Lebensstandards im Alter benötigt“, sagt Jochen Ruß, Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften in Ulm. Es geht dann eher darum, das Geld für Miete, Nahrungsmittel, Kleidung oder den kleinen Urlaub zu haben. Und zwar dauerhaft. „Jeder Mensch, der lebenslange Ausgaben hat, braucht ein lebenslanges Einkommen“, betont Ruß.