Existenzgründung im Alter

14.12.2021

„Ruhe­stand ist und bleibt für mich ein Fremd­wort“

Unternehmertum ist die aktivste Form der Selbstbeschäftigung und geht auch gut im Alter, sagt Investor Georg Kofler. Für ihn selbst ist es auch keine Arbeit, sondern Berufung.

Herr Kofler, Sie investieren in viele Unternehmen. Wie hoch ist der Anteil an älteren Start-up-Unternehmern, also Menschen, die erst mit 50 oder sogar 60 zum ersten Mal eine Firma gründen?

Georg Kofler: Start-up-Unternehmen werden per Definition ja eher von jungen Leuten geführt, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Ältere den Mut haben zu gründen. Weil sie unternehmerisch begeistert sind, weil sie auch im Rentenalter noch ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen. In der ‚Höhle der Löwen‘ haben wir eine Reihe von Gründern, die über 60 oder gar über 70 Jahre alt sind. Auch im realen Leben, glaube ich, greift die Erkenntnis immer mehr um sich, dass man im Ruhestand nicht versauern, sondern etwas Aktives machen soll. Und Unternehmertum ist die aktivste Form der Selbstbeschäftigung und des lebenslangen Lernens.

Wie unterscheiden sich die Ruheständler Ihrer Meinung nach von heute generell von denen vorheriger Generationen?

Kofler: Wir haben heute das große Glück, dass wir eine höhere Lebenserwartung haben. Dass die 60-Jährigen von heute noch weitgehend fit sind, dass sie neugierig sind und viel mehr Informations- und Betätigungsmöglichkeiten haben. Und gerade die Digitalwirtschaft eröffnet viele Möglichkeiten, sich mit relativ wenig Geld selbstständig zu machen. Insofern, glaube ich, war das Angebot für ein aktives Leben auch im Rentenalter noch nie so breit und so vielfältig wie heute.

Wie ist die Zusammenarbeit mit älteren Unternehmern? Sind die durch ihre Lebenserfahrung eher etwas entspannter?

Kofler: Ach, das weiß ich gar nicht. Ich glaube, das unternehmerische Leben steht immer unter einer gewissen Spannung, weil man ja gezwungen ist, ständig an etwas Neuem zu arbeiten und neugierig zu sein. Das ist letztlich gar keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Einstellung.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Wie lange wollen Sie noch arbeiten? Noch drei Jahre bis zum regulären Renteneintritt in Deutschland?

Kofler: Nein, nein, nein! Ich möchte lebenslang arbeiten. Für mich ist mein Beruf oder meine Berufung als Unternehmer ja keine Arbeit. Es ist eine interessante, abwechslungsreiche, spannende Beschäftigung. Ich wende meine Zeit gerne dafür auf und deswegen denke ich an keinen Ruhestand. Ruhestand ist und bleibt für mich ein Fremdwort.

Wirklich keine Pläne für den Ruhestand?

Kofler: Ich habe keinen Plan und ich möchte auch keinen. Ich möchte nie im Ruhestand sein, weil das für mich etwas Passives ist. Ich bin ein aktiver Mensch. Sollte je ich in die Versuchung kommen, in den Ruhestand zu gehen, dann würde ich eben mehr Sport machen und mehr lesen. 

Das klingt, als könnten Sie nicht loslassen.

Kofler: Ich möchte nicht loslassen. Das ist keine Frage des Könnens, sondern eine Frage der Lebensgestaltung: der Vorstellung, wie ich meine Zeit verbringen möchte, wie ich mein Leben gestalten will. Ich kann von diversen Dingen sicher loslassen, die mir keinen Spaß mehr machen. Aber von Projekten, die mir Spaß machen, die ich spannend finde und die mir ein interessantes und abwechslungsreiches Leben ermöglichen, wieso soll ich von denen loslassen?!