Altersrekorde

18.09.2017

Mit 80 Jah­ren auf den Mount Ever­est

Als Rentner auf den höchsten Berg der Erde? Klingt irre, ist aber passiert. Im Guinnessbuch der Rekorde haben sich etliche Senioren mit Spitzenleistungen verewigt. Wir stellen einige vor.

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Der Japaner Yuichiro Miura stieg 2013 im Alter von 80 Jahren auf das Dach der Welt. 

Wer glaubt, zu alt für Sport zu sein, sollte sich ein Beispiel an Hiromu Inada nehmen. Erst mit 69 Jahren entschloss sich der Japaner, mit Triathlon anzufangen. Einer Sportart, für die allein auf der Kurzdistanz – 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen – schon eine ziemlich gute Ausdauer nötig ist.

Doch Inada will mehr. Mit 77 wagt er sich auf die Langstrecke: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Mit 79 überwindet er erstmals diese Distanz. Und mit 83 schafft es Inada mit seiner Leistung sogar in die Rekordbücher. Beim Ironman 2016 auf Hawaii kommt er innerhalb des Zeitlimits ins Ziel und ist damit der älteste Athlet, der das legendärste Triathlon-Rennen der Welt beendet hat. Doch dabei belässt es der Japaner nicht: Zwei Jahre später wiederholt er das Kunststück – mit nun 85 Jahren.

Inadas Rekord belegt eindrucksvoll, zu welchen Taten Senioren imstande sind. Andere bezwingen im hohen Alter noch den Mount Everest, rudern über den Atlantik oder schwimmen durch den Ärmelkanal. All diese Spitzenleistungen sind im Guinnessbuch der Rekorde dokumentiert, die wir im Einzelnen vorstellen.

Dass die Rekorde ewig halten, ist aber eher unwahrscheinlich. Weil die Lebenserwartung steigt, und mit ihr die Zahl der gesunden Jahre, wird es künftig immer mehr fittere Ältere geben, von denen der ein oder andere versuchen wird, einen Altersrekord zu knacken. Dass sich Triathlon plötzlich zum Breitensport für Senioren entwickelt, ist aber wohl nicht zu befürchten.

Älteste Bergsteiger auf dem Mount Everest

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Als Yuichiro Miura und Tamae Watanabe geboren wurden, hatte noch kein Mensch den Gipfel erreicht: Der Mount Everest, mit 8848 Metern der höchste Berg der Erde, wurde erstmals 1953 erklommen. Die Japanerin Watanabe erreichte den Gipfel zum letzten Mal im Jahr 2012, da war sie bereits 73 Jahre alt. Damit ist sie die älteste Frau auf dem Dach der Welt. Ihr Landsmann Yuichiro Miura erklomm ein Jahr später den Gipfel – mit 80 Jahren. Damit hält er den Rekord bei den Männern.

Älteste Ruderer über den Atlantik

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Zwischen Tarfya in Marokko und der Karibik-Insel Barbados liegen ganze 5088 Kilometer Ozean. Kein Problem, dachte sich Thomas Butscher. Gemeinsam mit 15 weiteren Crewmitgliedern stach er am 15. Januar 2011 in See und ruderte quer durch den Atlantik. Nur 47 Tage später, am 4. März 2011, wurde der Schweiz-Kanadier mit 67 Jahren der älteste Mann der Welt, der einen Ozean durchrudert hat. Die älteste Frau ist Suzanne Pinto. Mit 57 Jahren ruderte sie an Bord der Britannia III von Gran Canaria nach Barbados. Die 14-köpfige Crew erreichte sogar schon nach 42 Tagen ihr Ziel.

Älteste Bezwinger des Ironman Hawaii

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Der Ironman auf Hawaii zählt zu den härtesten Triathlon-Rennen der Erde. Extreme Hitze, starke Winde und hohe Wellen machen es den Athleten schwer. Viele scheitern jedes Jahr, nicht aber Hiromu Inada 2016. Er beendete damals den Ironman nach 16 Stunden, 49 Minuten und 18 Sekunden und blieb damit knapp unter der Maximalzeit von 17 Stunden. Der seinerzeit 83-jährige Japaner löste Lew Hollander ab als ältesten Mann, der den Ironman Hawaii vollendet hat. Hollander war 2012 bei seinem Rekordrennen 82 Jahre alt. Den Rekord bei den Damen hält Harriet Anderson. Die damals 78-Jährige kam 2013 nach 16 Stunden, 56 Minuten und 51 Sekunden ins Ziel. Die Schulkrankenschwester im Ruhestand kannte das Gefühl bereits: Es war ihr 21. Ironman, bei dem sie die Ziellinie erreichte.

Älteste Schwimmer durch den Ärmelkanal

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Der Ärmelkanal ist nicht gerade als ruhige See bekannt: Unter Schwimmern gilt die Meeresenge als das am schwierigsten zu durchquerende offene Gewässer der Welt. An seiner engsten Stelle trennen das englische Dover und das französische Calais 34 Kilometer. Für Sue Oldman kein Problem: Die australische Großmutter schwamm in 17 Stunden und 11 Minuten von England nach Frankreich. Zum Anstoßen gab es für die 64-Jährige in Calais ein Glas Champagner auf den Rekord als älteste Durchschwimmerin des Ärmelkanals. Männlicher Rekordhalter ist Otto Thaning mit 73 Jahren. Er brauchte im September 2014 genau 12 Stunden, 52 Minuten. Die größte Herausforderung für den südafrikanischen Herzchirurgen: die Körpertemperatur nicht zu stark absinken zu lassen. Zum Glück, so berichtete Thaning, sei das Wasser im September ungewöhnlich warm gewesen.

Älteste Marathon-Läufer

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In lilafarbenem Shirt überquerte Harriette Thompson im Juni 2015 die Ziellinie in San Diego. Mit sieben Stunden, 24 Minuten und 36 Sekunden ein neuer Weltrekord: Nicht wegen der Zeit, sondern wegen ihres Alters. Mit 92 Jahren ist Thompson die älteste Frau, die einen Marathon erfolgreich beendete. Ihr männliches Pendant ist Fauja Singh. Seine letzte Volldistanz lief der britisch-indische Singh beim London Marathon 2012 – im Alter von 101 Jahren. Ein Jahr zuvor war der „Turban-Tornado“ bereits zum ersten hundertjährigen Marathonläufer geworden. Mittlerweile hat er die Laufschuhe aber an den Nagel gehängt. Das Tragische an seiner Geschichte: Das Guinnessbuch erkennt seinen Rekord nicht an, da Singh keine Geburtsurkunde vorweisen kann. Dafür darf sich Singh seit 2015 mit der British-Empire-Medaille schmücken. Für außergewöhnliche Leistungen im Sport.

Älteste Astronauten

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Höher geht es kaum noch: Mehr als 400 Kilometer über dem Meeresspiegel kreist die internationale Raumstation ISS. Älteste Besucherin ist Barbara Morgan, die 2007 mit 55 Jahren zur ISS aufbrach und 12 Tage an Bord verbrachte. Sie arbeitete dort als Ausbilderin und bediente einen Roboterarm. Den Rekord als ältester Astronaut hält John Glenn. Er flog 1998 als 77-Jähriger mit der Space-Shuttle-Mission STS-95 ins All. Bereits vier Jahrzehnte vorher hatte Glenn an Bord von Mercury-Atlas 6 ein Rendezvous mit der Schwerelosigkeit. 1959 verbrachte er vier Stunden und 55 Minuten im Weltraum. Glenns Ausflüge sind auch ein Indiz dafür, dass ein Aufenthalt im All wohl keine negativen Auswirkungen auf die Lebenserwartung hat. Der ehemalige US-Senator wurde 95 Jahre alt.